Marktüberblick in Deutschland

Der deutsche Energiemarkt sah sich 2021-2022 einigen beispiellosen Herausforderungen ausgesetzt. Im Angesicht der Energiekrise bzw. der durch den Ukraine-Krieg ausgelösten Gasknappheit wurde im Juli 2022 das Gesetz zur Bereithaltung von Ersatzkraftwerken zur Reduzierung des Gasverbrauchs im Stromsektor verabschiedet. Ziel ist es, bis 2024 eine Gasersatz-Reserve einzurichten; im Notfall werden dafür Öl- und Kohlekraftwerke vorübergehend wieder ans Netz geschlossen. Daneben sieht man sich gestiegenen Ölpreisen und einer wirtschaftlichen Verlangsamung ausgesetzt. Die deutsche Bundesregierung reagierte darauf unter anderem mit der Verstaatlichung des Gasimporteurs Uniper im September 2022.Positiver gestaltet sich das Bild in den erneuerbaren Energien, deren Ausbau man mit dem Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) fördert. Seitdem befinden sich Investitionen in diesen Sektor im Aufwärtstrend. Offshore-Wind erlebte das schnellste und größte Wachstum, wie vor allem an Projekten in der Ost- und Nordsee ersichtlich wird.Kanzleien erwarten auch für 2023 ein anhaltendes Wachstum, da Energieunternehmen weiterhin versuchen, sich von fossilen Brennstoffen zu trennen. Neben Wind erfreuen sich Solar- und Geothermieprojekte zunehmender Beliebtheit, was nicht zuletzt dem Bestreben vieler Energieunternehmen geschuldet ist, ihre Energieerzeugungsmethoden zu diversifizieren.Daneben liegen neue Technologien wie Wasserstoff- und E-Mobilität heiß im Trend. Wasserstoff wird als Kraftstoffquelle sowohl für Straßen- als auch für Schienenfahrzeuge getestet, während Autohersteller in Elektrolyse- und Batteriespeichertechnologien investieren. Interessant wird hierbei die Bereitstellung der Infrastruktur, sprich der Aufbau von Netzwerken zum Aufladen elektrischer Fahrzeuge in ganz Europa, womit sich einige Joint Ventures von großen Automobilherstellern beschäftigen.Innerhalb der Gesundheitsbranche kehrte nach den Pandemiejahren langsam wieder Normalität ein und das Thema Covid-19 verlor an Bedeutung. Allerdings sehen Kanzleien, die sich mit dem Strafrecht in der Gesundheitsbranche befassen, eine Zunahme an gerichtlichen Verfahren, die sich mit Betrugsfällen rund um Coronahilfsmaßnahmen befassen.Zudem bleibt die Branche trotz Abflauen der Pandemie ein attraktives Investitionstarget; schon allein aufgrund demografischer Faktoren (alternde Bevölkerung) wird der Gesundheitsbereich von PE- und VC-Investoren weiterhin stark nachgefragt: Krankenhaustransaktionen und Transaktionen rund um Medizinische Versorgungszentren (MVZs) stehen weiter hoch im Kurs ebenso wie Käufe und Verkäufe von Tech-Start-ups aus dem Bereich der digitalen Gesundheitsanwendungen und Telemedizin. Zu beobachten ist dabei ein Verschwimmen der Grenzen von klassischem Private Equity- und Venture Capital-Geschäft.Für viel Bewegung im Gesundheitsmarkt hat außerdem das Krankenhauszukunftsgesetz (KHZG) gesorgt. Co-finanziert durch Bund und Länder stehen von 2021 bis 2023 bis zu €4,3 Milliarden für Investitionen in den Ausbau von Notfallkapazitäten, die Digitalisierung sowie die IT-Sicherheit von Krankenhäusern zur Verfügung. Dies verlieh der Digitalisierung im Gesundheitswesen einen weiteren Schub. So standen jüngst vor allem digitale Gesundheitsanwendungen (DiGAs) hoch im Kurs. Hierbei handelt es sich um Apps und digitale Anwendungen, die auf dem Smartphone, Computer oder Tablet benutzt werden können und zur Erkennung, Überwachung, Behandlung oder Linderung von Krankheiten beitragen sollen. Besonderheit dabei ist, dass diejenigen DiGAs verschreibungs- und erstattungsfähig sind, die vom Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) geprüft und in dessen DiGA-Verzeichnis gelistet wurden.Damit bleibt auch der Datenschutz ein besonders aktives Feld der juristischen Beratung in der Gesundheitsbranche. Dies basiert unter anderem auf dem Zuwachs an DiGAs, die erweiterten Datenschutzanforderungen unterliegen, sowie auf der neuen und zunehmend Anwendung findenden elektronischen Patientenakte; bei letzterem stellen sich unter anderem Fragen zur Datenweitergabe und zum Zugriff auf Patientenakten bei klinischen Studien im Pharma-Bereich.Im Bereich der Medizinprodukte sorgte wiederum die im Mai 2021 in Kraft getretene European Union Medical Device Regulation (MDR) für viel Beratungsbedarf, insbesondere hinsichtlich Compliance. Diese umfassende EU-Verordnung betrifft sämtliche Akteure, die mit Medizinprodukten in der EU handeln, also Hersteller, Unternehmensvertreter, Importeure und Händler von Medizinprodukten und -geräten.Im Telekommunikationsmarkt waren deutsche Telekommunikationsrechtler neben der klassischen regulatorischen Beratung von Telekommunikationsdienstleistern weiter als Berater für Anbieter von Over-the-top-Diensteanbietern gefragt. Die frequenzregulatorische Beratung drehte sich bei zahlreichen Kanzleien weiterhin um die Beratung zu 5G-Frequenzen, die perspektivisch auch für die Entwicklung von Machine-to-Machine-Kommunikation und dem Internet der Dinge eine tragende Rolle spielen wird.Das benachbarte Thema vernetzte Fahrzeuge blieb am Markt nahezu einheitlich ein Beratungsschwerpunkt. In der Infrastruktur blieb der Breitbandausbau und vor allem der Ausbau von Glasfasernetzen das wichtigste Tätigkeitsfeld. Spürbar zugenommen hat 2021 die Beratung zur Umsetzung des europäischen Kodex für die elektronische Kommunikation und zur Modernisierung des Telekommunikationsrechts, da dieser neben klassischen Telekommunikationsanbietern auch zahlreiche Unternehmen, die derartige Dienste bereitstellen, betrifft.