Marktüberblick in Deutschland

Der breit gefächerten Natur der Compliance-Beratung geschuldet präsentierten sich Praxisschwerpunkte aufgrund europaweiter Neuregelungen und geopolitischer Entwicklungen auch 2022 als ein dynamisches Feld: Während in den vergangenen Jahren unter anderem der Datenschutz sowie das Arbeitsrecht im Zusammenhang mit veränderten Arbeitskulturen sowie verschärften Richtlinien klare Fokuspunkte darstellten, standen jüngst auf EU-Ebene die verpflichtenden Reportings zu Environmental, Social and Governance (ESG)-Kriterien sowie das einheitliche Klassifikationssystem (EU-Taxonomie) und auf nationaler Ebene das ab Januar 2023 in zwei Stufen in Kraft tretende Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz (LkSG) im Mittelpunkt der Beratung. Letzteres setzt sich die Schaffung von Sorgfaltsstandards für die Einhaltung von Menschenrechten und Umweltstandards entlang gesamter globaler Lieferketten zum Ziel und wird in Zukunft neben dem Aufsetzen präventiver Compliance-Strukturen insbesondere auch im Bereich der internen Untersuchungen für starken juristischen Beistandsbedarf sorgen.

Des Weiteren wirkt sich der Ukraine-Krieg prägend auf die Mandatsarbeit vieler Kanzleien aus: Während sich die Beratung zu unmittelbaren Themen wie Wirtschaftssanktionen, Lieferketten und Handelsverträgen auch weiterhin fortsetzt, werden Compliance-Experten mit Anhalten des Konfliktes ebenfalls im Zusammenhang mit Energiepolitik, Kapitalmärkten sowie Wirtschaftsregulierung zu Rate gezogen.

Auf operativer Ebene ist im Compliance-Segment zudem der stetig wachsende Einsatz von LegalTech-Tools bemerkenswert, sowohl aufseite der Unternehmen als auch von Kanzleien, was zunehmend zu Verzahnungen separater Systeme führt.

Auf personeller Ebene kam es zuletzt insbesondere bei bereits sehr etablierten Praxen zu Veränderungen: So verstärkt die zuvor bei Allen & Overy tätige Katharina Stüber seit April 2022 Baker McKenzies Compliance-Praxis mit kapitalmarktrechtlicher Expertise, während Hogan Lovells International LLP im März 2022 Counsel Lukas Ritzenhoff von Hengeler Mueller sowie den ehemaligen TRATON- Head of Compliance Philip Matthey für sich gewinnen konnte. Pohlmann & Company baute die ohnehin starken investigativen Kapazitäten mit dem Strafrechtler und ebenfalls in Geldwäsche- und Umwelt-Compliance versierten Martin Schorn von Noerr aus und Daniel Zapf wechselte im Mai 2022 von DLA Piper zu White & Case LLP und fokussiert sich auch unter neuem Dach weiterhin auf Anti-Geldwäsche-CMS und Compliance-Due Diligence. Zudem verlor Pinsent Masons Rechtsanwälte Steuerberater Solicitors Partnerschaft mbB den investigativ tätigen Jochen Pörtge im Januar 2023 an ADVANT Beiten und Kapellmann und Partner die Wirtschaftsstrafrechtlerin Vivien Veit im Januar 2022 an KRAFT. Rechtsanwälte.